Der Weg des Blutbeutels
XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2019
Viereinhalb bis sechs Liter Blut zirkulieren im Körper eines gesunden Erwachsenen. Bereits ein Verlust von 40 Prozent macht eine Transfusion zwingend erforderlich. Begonnen bei der Auswahl von potenziellen Spendern bis hin zur Vergabe der Blutprodukte kommt der Laboranalytik eine Schlüsselrolle bei der Qualitätssicherung zu.
Text: Verena Fischer
1. Blutspende
2018 kamen in Europa 17 Millionen Vollblutspenden zusammen. Ein Fragebogen soll Spender mit sexuell übertragbaren oder reisebedingten Erkrankungen selektieren. Anschließend folgt die Hämoglobin- und/oder Hämatokrit-Messung mit einem POC- oder Hämatologiesystem für das kleine Blutbild. Erreichen Spender ihre Zulassung, werden 500 Milliliter Blut und zwei Röhrchen mit bis zu zehn Milliliter für Labortests auf Blut gruppenmerkmale und Infektionsmarker entnommen. Verpflichtend sind Untersuchungen auf Hepatitis B und C sowie HIV.
Strichcodes auf Beuteln und Röhrchen stellen sicher, dass es zu keiner Verwechslung kommt. Für den Lkw-Transport in die Produktion kommen die Beutel in spezielle Klimaboxen, die eine konstante Temperatur von 20 bis 24 °C garantieren. In einigen Ländern erfordert der Transport Erfindergeist: So versenden Mediziner in Ruanda Blutprodukte vom weltweit ersten Drohnenflughafen aus durch die Luft an Krankenhäuser.
2. Produktion
Binnen 24 Stunden erfolgt die Verarbeitung der Vollblutbeutel: Das Plasma wird in der Zentrifuge separiert und dann eingefroren. Es kommt bei Blutverlust, Immunschwäche oder Gerinnungsstörungen zum Einsatz. Erythrozyten- und Thrombozytenpräparate werden von Leukozyten gereinigt. Beim Qualitätstest mittels Mikroskopie und Durchflusszytometrie erfolgt die quantitative Zellbestimmung, und Blutprodukte werden auf Fremdzellen gescannt. Das dauert etwa 50 Minuten. Eine Alternative bietet die neue Sysmex Applikation Blood Bank Mode, die mit den Analysern XN-1000 und XN-2000 kompatibel ist. Ihr Vorteil: Die vollautomatisierte und standardisierte Messung dauert nur drei Minuten und erspart viel Arbeit wie das Pipettieren – das ermöglicht vor allem eine höhere Qualitätssicherung bei der Blutproduktion.
3. Operation
Blutarmut im Rahmen einer OP ist ein großer Risikofaktor für weitere Komplikationen und eine erhöhte Krankenhaussterblichkeit. Zum Zeitpunkt des operativen Eingriffs sind davon elf bis 48 Prozent der chirurgischen Patienten betroffen. Während des Klinikaufenthalts können perioperative Blutverluste oder -entnahmen die Anämie verstärken. Eine präoperative Anämiediagnostik ist essenziell, um frühzeitig die Eisenverfügbarkeit festzustellen und gegebenenfalls die Speicher zu füllen. Dafür fordert die WHO seit 2011 die Einführung des sogenannten Patient Blood Managements, das auf drei Hauptmaßnahmen basiert: der Vermeidung von Blutarmut, einer Reduktion unnötiger Blutverluste und einem adäquaten Einsatz von Blutprodukten. Die auf den XN- und XN-L Systemen verfügbaren Parameter RET-He, Hypo-He und Del ta-He können für eine optimale Abstimmung zwischen Erythropoetin und Eisengabe unter Ausschluss einer entzündlichen Erkrankung sorgen und somit zu einer Verbesserung des Therapiemanagements beitragen.
Fotoquelle: Thomas Kappes/gutentag-hamburg.de