Scientific Kalender Juli 2020
Pyelonephritis
Was bezeichnet der Fachausdruck Pyelonephritis?
Entzündung der Niere
Entzündung des Harnleiters
Entzündung des Nierenbeckens
Entzündung der Harnröhre
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Wissenschaftliche Hintergrundinformationen
Die Pyelonephritis, auch als Nierenbeckenentzündung bezeichnet, ist eine komplizierte Harnwegsinfektion. Sie ist durch eine bakterielle Infiltration des Nierengewebes und Nierenbeckens gekennzeichnet, die akut oder chronisch sein kann. Der typische Verlauf einer akuten Pyelonephritis besteht in einer aufsteigenden extraluminalen bakteriellen Infektion infolge einer mikrobiellen Kontamination der periurethralen Zone mit anschließender Besiedelung in Richtung der Blase und weiterer Wanderung in das Nierenbecken. Die Pyelonephritis bei Männern, Schwangeren sowie Personen mit anatomischen Fehlbildungen, Grunderkrankungen der Niere oder infektionsbegünstigenden Begleiterkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) wird als komplizierte Pyelonephritis eingestuft.
Klinisch handelt es sich bei der Pyelonephritis um eine schwere Erkrankung mit hohem Fieber, Flankenschmerzen, einem starken Krankheitsgefühl und Bakterieurie. Das Pathogenspektrum der Pyelonephritis wird von Escherichia coli und Enterokokken dominiert, zudem kommen Proteus mirabilis, Klebsiella pneumoniae und Staphylokokken vor.
Eine akute Pyelonephritis kann chronisch werden, wenn sich aufgrund falscher Behandlung oder durch vesikoureteralen Reflux, d. h. den Rückfluss von Urin aus den unteren in die oberen Harnwege, kleine Abszesse bilden. Die Anreicherung von Bakterien im zurückfließenden Urin kann zu wiederkehrenden Infektionen und polynephritischen Narben führen. Die chronische Pyelonephritis kann zwar lange Zeit asymptomatisch bleiben, jedoch auch zu terminaler Niereninsuffizienz und Dialysepflicht führen.
Komplikationen der akuten Pyelonephritis sind Urosepsis, septischer Schock, Schädigungen des Nierenparenchyms durch Narbenbildung bei der Heilung sowie, im Kontext eines Diabetes mellitus, emphysematöse Pyelonephritis.
Die Diagnose einer akuten Pyelonephritis wird hauptsächlich auf der Grundlage von Fieber, Flankenschmerzen und Pyurie gestellt. Die Labordiagnostik umfasst CBC+DIFF, ESR, CRP und Urinanalyse. In der Urinanalyse zeigen sich üblicherweise Pyurie, Bakterieurie, eine leichte Proteinurie, Mikro- oder Makrohämatorurie und Leukozytenzylinder. Differenzialdiagnostik und die Erkennung von Komplikationen können zusätzlich durch Bildgebung unterstützt werden.
Laborergebnisse
1. Keimzahl auf dem UF-5000
Der Nachweis von ≥ 105 KbE/ml und der Verdacht auf gramnegative Bakterien, der durch das BACT-Info-Flag „Gram negative?“ angezeigt wird, weisen auf eine Bakterieurie durch gramnegative Escherichia coli hin, was durch Urinkultur bestätigt wurde.
2. Leukozytenzahl (WBC) auf dem UF-5000
Der Nachweis von WBC zeigt eine Pyurie an und weist auf eine bestehende Infektion hin.
3. Renale tubuläre Epithelzellen (RTEC) auf dem UF-5000
Das UF-5000 detektierte renale tubuläre Epithelzellen (Renal Tubular Epithel Cells – RTEC), die normalerweise die Nierentubuli vom Tubulus proximalis über die Henle-Schleife bis zum distalen Tubulus distalis auskleiden. Im Licht einer aktuellen Publikation von Oyaert et al., laut der die RTEC-Zahl bei der Diagnose von Infektionen der oberen Harnwege von klinischem Nutzen ist, stützt der RTEC-Nachweis die Diagnose Pyelonephritis.
4. Dysmorphe RBC auf dem UF-5000
Das UF-5000 lieferte eine weitere Bestätigung einer anhaltenden Hämaturie durch den Nachweis von dysmorphen RBC, die bekanntermaßen Anzeiger glomerulärer Schäden sind; die Befunde passen auch zur Anamnese dieses Patienten.
Literatur
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Oyaert M, Speeckaert M, Boelens J, Delanghe JR (2020): Renal tubular epithelial cells add value in the diagnosis of upper urinary tract pathology. Clin Chem Lab Med 58(4):597–604.