Sammler der morphologischen Fälle

Zur Person

Der CellWiki-Gründer Dr. Bob Smit ist ein leidenschaftlicher Verfechter von Innovationen im Gesundheitswesen. Der gelernte Biologe arbeitet in der Abteilung für Hämatologie und Urinanalyse im Labor für Klinische Chemie des Radboud University Medical Center in Nijmegen, Niederlande. Darüber hinaus hat sich Smit auf IT-Technologie spezialisiert.

Was hat Sie zu dem Projekt CellWiki inspiriert?

Generell macht es mir Spaß, IT-Lösungen zu entwickeln, von denen auch andere profitieren. Und die Verbindung zur Morphologie ergab sich aus meinem persönlichen Interesse: Ich finde morphologische Fälle unglaublich faszinierend und möchte sie gern mit anderen teilen und diskutieren. Die Leitfäden während meiner Ausbildung enthielten oft nur Beschreibungen ohne Illustrationen, zum Beispiel werden Neutrophile beschrieben mit „einem Durchmesser von 12–15 Mikrometern mit 2–5 Segmenten, die durch dünne Chromatinfäden verbunden sind und mit einem blassrosa bis farblosen Plasma mit feinen Granula (azurophile und spezifische Granula)“. Sehr schön, aber ich kann mir das ohne Bilder nur schwer vorstellen. Ein gutes Nachschlagewerk konnte ich dann auch nicht sofort finden. Später, als Laborarzt, stellte ich zudem fest, dass eindeutig ein Bedarf an einem Tool bestand, mit dem man sich selbst helfen konnte, ohne ständig die gleichen Bilder als Referenz verwenden zu müssen.

Und wie und wann ging es dann konkret los?

2019 gab es einen Fall, eine Infektion mit dem Bakterium Clostridium perfringens, die im Labor ziemliches Aufsehen erregte. Es handelte sich um einen 61-jährigen Mann, dessen Zustand sich rasch verschlechterte und der innerhalb von fünf Stunden nach der Einlieferung an multiplem Organversagen starb. Spätere Blutuntersuchungen bestätigten eine Infektion mit Clostridium perfringens. Die rechtzeitige Erkennung von solchen potenziell tödlichen Infektionen wie Clostridium perfringens mit einer Sterblichkeitsrate von 70 bis 100 Prozent hängt stark von schnell verfügbaren Laborergebnissen ab. Daher dachte ich – und das war mein Aha-Erlebnis für CellWiki –, dass es schön wäre, diese Daten online zu teilen. Es hat eine Weile gedauert, das zu realisieren. Aber zwei Jahre später, 2021, war CellWiki da. 2023 folgte die überarbeitete Version. Aber auch das war mir nicht genug. Nur lesen und beobachten bringt einen nicht weiter. Deshalb folgten mit CellSwipe und CellDiff interaktive Anwendungen.

Und was hat es mit CellMasters auf sich?

Die Idee hinter CellMasters ist es, die Morphologie auf eine noch unterhaltsamere und ansprechendere Weise in Form eines Wettbewerbs zu präsentieren. Ein Hauch von Wettbewerb ist immer gut, um das Engagement zu fördern. Die Teilnehmer können sich auch mit Gleichgesinnten austauschen, sollten dabei aber auf die Zeit achten, denn auch die zählt für die Punktzahl. Diese Form der Interaktion verleiht dem Lernprozess eine zusätzliche Dimension, die meiner Meinung nach sehr geschätzt wird. Während der ersten Ausgabe von CellMasters erhielten wir sofort eine Flut von E-Mails von Teilnehmern mit Fragen und Kommentaren, was zeigt, wie groß die Beteiligung war. Die letzte Ausgabe wurde von mehr als 600 Teilnehmern gespielt.

Wie wählen Sie die Fälle aus? Worauf achten Sie dabei?

Die Auswahl der richtigen Fälle ist eine der größten Herausforderungen für den Erfolg. Es ist wichtig, sowohl grundlegende Informationen als auch anspruchsvolle, zum Nachdenken anregende Fälle anzubieten. Jeder Fall sollte für sich genommen wertvolle Informationen bieten und nicht einfach eines der vielen Standardbeispiele sein, die es eigentlich kaum gibt. Es sollte auf jeden Fall die Möglichkeit geben, etwas Neues zu lernen, und das kann manchmal schwierig sein. Ich denke jedoch, dass genau dieser Aspekt den Erfolg von CellWiki erklärt.

Und wollen Sie uns jetzt noch Ihre Pläne für die Zukunft verraten?

Ich denke über die Entwicklung einer Qualitätssoftware nach, die es den Benutzern ermöglicht, ihre morphologischen Analysen mit einer Referenz oder ihren eigenen Kollegen zu vergleichen.

Und ich möchte alle dazu ermutigen, ihre interessanten Fälle einzusenden. Zum Beispiel suche ich jetzt gezielt nach Fällen von Infektionen mit Bakterien und Parasiten wie Malaria, weil diese in unserer Benelux-Region weniger häufig vorkommen.