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Wir zeigen diagnostische Pfade auf

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2021

 

Erfahrene Labor Consultants bieten Sysmex Kunden einen umfassenden Beratungsservice bei Konzeptionierung und Implementierung komplexer Laborstrukturen. Beraterin Sylke Krakor über Automatisierung und Vernetzung als Erfolgsfaktoren im Labor von morgen

Text: Juna Schnabel

Frau Krakor, Automatisierung und Digitalisierung haben das Potenzial, den Arbeitsablauf, sowohl in Kliniklaboren als auch in niedergelassenen Laboren, nachhaltig zu verändern. Wie begegnet Ihnen diese Thematik bei der Beratung in den Laboren?

Die Analyse der Laborsituation mittels Beobachtung, Gesprächen mit Mitarbeitern und der IT ist die Grundlage unserer Arbeit. In der Vorbereitung eines Kundentermins oder bei der Konzeptionierung einer XN-Automationslösung analysieren wir die aktuelle Situation. Dabei prüfen wir die Probeneingangsprofile, die Anforderung an die TAT und die Personalbindung. Der Durchsatz und die Kapazität der XN-Automationslösung sind genauso ausschlaggebend wie das diagnostische Verhalten der Befundung und spezifischer Patientengruppen. Dabei treten unterschiedliche Anforderungen zwischen Privat-, Universitäts- und Kliniklaboren auf. Die Workflow-Analyse erlaubt uns, das beste Konzept für den Kunden in Bezug auf Budget und Qualität zu finden.

Das klingt, als ob das Labor komplett transparent ist. Welche Rolle spielt der Faktor Mensch noch?

Heute werden zwar mithilfe von Sensoren und Barcode-Scannern sämtliche Prozessschritte der Proben verfolgt, gesteuert und die Ergebnisse qualitätsgesichert. Neben den Datenanalysen sind auch eine genaue Beobachtung des realen Alltags, des Workflows im Labor und das Gespräch mit den Mitarbeitern wichtige Informationsquellen. Das Konzept kann noch so gut sein – wenn es wechselnde Einsenderverhalten ignoriert oder der Mitarbeiteranschließend doppelt so weite Wegstrecken zurücklegen muss, ist es nicht praxisrelevant.

Eröffnet die Digitalisierung neue diagnostische Möglichkeiten?

Digitalisierung bedeutet einen schnellen und "flexiblen Zugriff auf alle Daten. Mit unserem integrierte Softwarekonzept Extended IPU eröffnen sich tatsächlich neue Möglichkeiten. Dabei gibt es nicht den einen Biomarker, der die Patientendiagnostik revolutioniert. Jedoch die Möglichkeit mit erweiterten Parametern aus dem Blutbild, nach der technischen und biomedizinischen Plausibilitätsüberprüfung, zusätzliche Hinweise zur Diagnostik zu liefern. Aus Studien wissen wir, dass einzelne Parameter und auch die Verknüpfung derer zu Scores, wertvolle Hinweise liefern können, um die Herausforderungen in der Infektionsdiagnostik managen zu können. Wir stellen Tools zur Verfügung, die künftige Pfade aufzeigen, um die Diagnostik und die Erfolgskontrolle einer Therapie zu verbessern. Dabei erlaubt uns unsere große Installationsbasis, diese Algorithmen als Forschungstool zur Verfügung zu stellen und in Zusammenarbeit mit unseren Kunden weiter zu entwickeln.

Haben Sie ein Beispiel für uns?

Da wäre etwa die in die Extended IPU integrierte optionale Anwendung Monozyten-Workflow-Optimierung (MWO)*. Aufgrund von Forschungsergebnissen aus einer Studie von Schillinger et al. (2018) [1] ist es möglich über einen Algorithmus die Unterscheidung einer reaktiven Monozytose von einer Monozytose mit Verdacht auf Malignität zu untermauern. Damit kann die Zahl unnötiger Überprüfungen von Blutausstrichen bei hoher Sensitivität gesenkt und die Erkennung der CMML optimiert werden. Das Personal kann sich somit auf diejenigen Ausstriche konzentrieren, die auf eine CMML hinweisen oder sich durch das Regelwerk anderweitig auffällig zeigen. Oder der RUO* Intensive Care Infection Score (ICIS). Dieser Score hat laut Nierhaus et al. (2012) bewiesen, dass es anhand von Parametern aus dem Blutbild möglich ist, bakterielle Infektionen von nichtinfektiösen, systemischen Entzündungen in Patienten auf der Intensivstation zu unterscheiden, denn die im ICIS* enthaltenen Parameter decken alle Phasen der Immunantwort ab (frühe und späte Phase) [2].  Die Ergebnisse von ICIS* stehen innerhalb von zwei Minuten an den XN-Systemen zur Verfügung.

Wie bewährt sich der Ansatz in der Praxis?

Um unsere Kunden dabei zu unterstützen, alle diagnostischen Möglichkeiten auszuschöpfen und den Workflow zu verbessern, hört unser Beratungsansatz nach einer Installation nicht auf. Über ein Proof of Concept etwa sechs bis zehn Monate nach der Installation wird nochmals der Workflow begutachtet, es erfolgt eine erneute Datenanalyse mit Betrachtung von Kapazität und Auslastung der Automation.

Welche Vorteile der Digitalisierung sehen Sie noch?

Musste früher ein Hämatologe persönlich ins Labor kommen, um mit dem Labormediziner interdisziplinär Patientenbefunde zu diskutieren, erfolgt die Kommunikation heute digital. Qualifizierung und Weiterbildung verschieben sich zunehmend in die digitale Welt und machen deshalb auch einen wichtigen Bereich der Sysmex Angebote aus. Mit den Onlineangeboten innerhalb der Sysmex Akademie werden Kunden und Mitarbeiter geschult und müssen für die Weiterbildungsmaßnahmen nicht mehr ihren Arbeitsplatz verlassen. Das spart viel Zeit und macht Weiterbildung deutlich "flexibler und zugänglicher.

Summary

  • Labor Consultants bieten Sysmex Kunden eine umfassende sachkundige Beratung vor Ort
  • Im Fokus der Beratung steht auch immer, welche Möglichkeiten die Digitalisierung und Automatisierung bieten. Dabei eröffnen neue erweiterte Blutbild-Parameter Möglichkeiten die Herausforderungen der Infektionsdiagnostik zu managen.  

Fotoquelle: istock, privat

RUO* – nur für Forschung – Der Hersteller hat keinen Zweck der In-vitro-Diagnostik festgelegt. Daher ist eine interne Validierung in den Einrichtungen erforderlich, bevor Informationen verwendet werden, um eine Diagnose zu stellen oder über die therapeutische Behandlung zu entscheiden.

Digitalisierung bedeutet nicht nur einen schnellen Datenzugriff, sondern eröffnet neue diagnostische Möglichkeiten

Sylke Krakor, Sysmex Consultant

Literatur

[1] Schillinger F et al. (2018): A new approach for diagnosing chronic myelomonocytic leukemia using structural parameters of Sysmex XN analyzers in routine laboratory practice. Scand J Clin Lab Invest: 78(3):159

[2] Nierhaus A. et al. (2012): Use of a Weighted, Automated Analysis of the Differential Blood Count to Differentiate Sepsis from Non-Infectious Systemic Inflammation: The Intensive Care Infection Score (ICIS) Inflamm. Allergy Drug Targets 11(2): 109–15

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