Scientific Kalender November 2022
Harnwegsinfektionen: Eine sinnvolle Verwendung von Antibiotika beginnt mit einer ordnungsgemäßen Diagnostik, zu der auch ein antimikrobieller Suszeptibilitätstest gehört
Was empfiehlt die EAU-Leitlinie für die Diagnose einer unkomplizierten Harnwegsinfektion?
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Eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine genaue Diagnose wird basierend auf einer fokussierten Abfrage der aufgetretenen Symptome bzgl. der unteren Harnwege sowie das Fehlen von Scheidenausfluss erreicht.
Eine Differentialdiagnose im Hinblick auf eine unkomplizierte Cystitis und eine asymptomatischen Bakteriurie ist nicht relevant, da beides gleich behandelt wird.
Eine Urinkultur wird empfohlen, um die Ansprechrate auf die antimikrobielle Therapie zu erhöhen.
Ein Urin-Teststreifen ist auch weiterhin das genaueste diagnostische Laborwerkzeug für eine HWI.
Bei einer wiederauftretenden unkomplizierten Cystitis wird eine Urinkultur ausdrücklich empfohlen.
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Wissenschaftliche Hintergrundinformationen
Harnwegsinfektionen (HWI) gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen und betreffen weltweit pro Jahr 150 Millionen Menschen. HWI werden als kompliziert oder unkompliziert klassifiziert. [1]
Unkomplizierte HWI treten am häufigsten auf und betreffen ansonsten gesunde Frauen ohne Auffälligkeiten im Harntrakt. Unkomplizierte HWI können den oberen (Pyelonephritis) oder unteren (Cystitis) Harntrakt betreffen. Die relevantesten Risikofaktoren für eine Cystitis sind weibliches Geschlecht, sexuelle Aktivität, vaginale Infektionen oder anamnestisch bekannte HWI. Die meisten dieser HWI werden von E. coli, einem Bewohner des menschlichen Darms, hervorgerufen. [2,3]
Komplizierte HWI treten für gewöhnlich bei Personen auf, die an wirtsbedingten Faktoren, wie Diabetes oder Immunsuppression leiden, und/oder bei Personen, deren Harntrakt anatomische oder funktionelle Auffälligkeiten (Lithiase-bedingte Verengung, Katheterisierung usw.) aufweist. HWI bei Männern und schwangeren Frauen gelten ebenfalls als kompliziert.
Interessanterweise findet man bei vielen gesunden Frauen eine erhöhte Bakterienzahl in ihrem unteren Harntrakt, ohne dass sich daraus HWI-bedingte Symptome entwickeln. Dieses Phänomen, bekannt als asymptomatische Bakteriurie, tritt häufig auf und gilt nicht als eine Infektion, sondern als eine kommensale Besiedlung.
Diagnose und Behandlung
Eine unkomplizierte HWI wird häufig vom Hausarzt diagnostiziert. Aufgrund ihrer hohen Inzidenz ist sie, wenn man die ambulante Anwendung von Antibiotika betrachtet, ein wichtiger Grund für die Verschreibung von Antibiotika. [4] Zum Teil aufgrund fehlender diagnostischer Schnelltests am Point-of-Care ist in vielen Fällen eine empirische Behandlung der Standard. Eine empirische Behandlung bezieht sich auf die Verschreibung von Medikamenten (d. h. Antibiotika) basierend auf der klinischen Beurteilung der beim Patienten auftretenden Symptome. Bei der Auswahl des Medikaments liegt dabei kein diagnostisches Verfahren zu Grunde.
Eine empirische Behandlung hat wichtige negative Auswirkungen: Die Verschreibung von Antibiotika in Fällen ohne tatsächliche Infektion oder die Selektion von Antibiotika, gegen die die verursachenden Bakterien resistent sind (d. h. das Medikament wirkt nicht gegen jene Bakterien).
Eine Differentialdiagnose und eine ordnungsgemäße Diagnostik sind im Hinblick auf die richtige Anwendung von Antibiotika entscheidende Faktoren. Erfolgt beides nicht, trägt dies zur Ausbreitung der antimikrobiellen Resistenz bei. [5]
Beitrag von Sysmex
Sysmex entwickelt innovative Lösungen für die schnelle Diagnose von HWI und die Auswahl des richtigen Antibiotikums auf Fallbasis auf Basis eines antimikrobiellen Suszeptibilitätstests (AST). Die Verwendung von Nanofluidik im PA-100 AST-System ermöglicht eine zuverlässigen, schnellen Nachweis einer Bakteriurie und die Durchführung eines AST am Point-of-Care. [6] Dies liefert Ärzten die erforderlichen Informationen zur sofortigen Unterstützung ihrer klinischen Entscheidung. [7]
Literatur
[1] Flores-Mireles AL. (2015): Urinary tract infections: epidemiology, mechanisms of infection and treatment options. Nature Reviews Microbiology, 13: 269–284.
[2] Bonkat G. (2021): EAU Guidelines on Urological Infections – European Association of Urology.
[3] Wagenlehner F. (2020): ): Epidemiology, definition and treatment of complicated urinary tract infections. Nature Reviews Urology, 17: 586–600.
[4] Yelin I. (2019): Personal clinical history predicts antibiotic resistance of urinary tract infections. Nature Medicine, 25 (7): 1143–1152.
[5] Sysmex Europe (2022): AMR page
[6] Baltekin Ö. (2017): Antibiotic susceptibility testing in less than 30 min using direct single-cell imaging. PNAS, 114 (34): 9170–9175.
[7] Sysmex Europe white paper (2022): How to perform real-time Antimicrobial Susceptibility Testing (AST)