Exakte NRBC Zählung – mehr als eine bloße Korrektur der WBC-Werte
Viele Anwender halten die automatische NRBC-Bestimmung nach wie vor für eine bloße Korrektur dieser Werte. Der klinische Nutzen der automatischen NRBC-Bestimmung geht jedoch weit über die Korrektur der Gesamt-Leukozyten- und Lymphozytenzahl hinaus.
Das Auftreten von NRBC im peripheren Blut deutet auf eine dramatisch gesteigerte Produktion im Knochenmark hin, z. B. durch erhöhten Verbrauch bei hämolytischen Anämien oder hämatopoetische Stresszustände, wie z. B. schwere Hypoxie, oder ist Resultat einer hämatologischen Malignität. Zu den hämatologischen Malignitäten zählen Leukämien, myelodysplastische Syndrome sowie einige Arten von Lymphomen.
NRBC sind häufig auch Begleiter von Thalassämien und Knochenmarksmetastasen solider Tumore oder treten bei extramedullärer Blutbildung und anderen hämatopoetischen Stresszuständen auf, z. B. bei Sepsis oder massiver Hämorrhagie. In diesen Fällen korrelieren das Vorhandensein und die Zahl der NRBC mit der Schwere der Erkrankung. Studien haben gezeigt, dass Vorhandensein und Dauer des Vorhandenseins von NRBC, auch in sehr geringen Konzentrationen im peripheren Blut, bei diversen hämatologischen und nicht hämatologischen Krankheiten mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert werden kann.
Einsatz der NRBC-Zählung
Der NRBC-Wert kann mit vielen unserer Analysengeräte aufgrund einer speziellen Messtechnologie bis in niedrigste Konzentrationen bestimmt werden. Häufig ist er ein Parameter bei Blutanalysen von Neugeborenen und Kleinkindern. Bei diesen Patienten können NRBC physiologisch in hohen Zahlen auftreten – bis zu 100 NRBC/100 WBC bei Frühgeborenen. Um ein akkurates Zählergebnis der Leukozyten (WBC) zu erhalten, muss daher die Anzahl der NRBC ermittelt werden. Der Parameter erweist seinen klinischen Nutzen daher insbesondere bei der Analyse von Blutproben aus der Neonatologie oder Pädiatrie oder aus privaten Kinderarztpraxen.
Klinische Relevanz hat die NRBC-Zählung aber auch bei Blutuntersuchungen von Patienten mit schwerer Anämie, insbesondere bei Thalassämie oder Sichelzellenanämie, da in diesen Fällen die Anzahl der NRBC im peripheren Blut in der Regel ebenfalls hoch ist. Der NRBC-Wert ist ein wichtiger Parameter für die Differenzialdiagnostik und unterstützt die Patientenüberwachung, z. B. um ggf. einen Transfusionsbedarf festzustellen.
NRBC im zirkulierenden Blut sind immer ein Zeichen für eine ernst zu nehmende Erkrankung und gehen mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einher. Daher ist die Bestimmung von NRBC bei allen Intensivpatienten und bei Patienten mit Krankheiten, die hämatopoetischen Stress auslösen, z. B. schwere Infektionen, Hypoxie oder massive akute Hämorrhagie, klinisch relevant und sinnvoll.
An den Systemen der Sysmex XN-Serie erfolgt die Bestimmung von NRBC bei jeder Messung des kleinen Blutbildes.
NRBC - kernhaltige Erythrozytenvorstufen
Größe und Kern von kernhaltigen Erythrozytenvorstufen (NRBC) und Lymphozyten ähneln sich sehr, daher ist eine Differenzierung dieser beiden Zellen an vielen Hämatologiesystemen schwierig und bei einem hohen Anteil von NRBC können WBC Werte evtl. falsch hoch angezeigt werden.
Aufgrund der Fluoreszenzmarkierung von Nukleinsäuren können an Sysmex 5-part-Diff-Systemen NRBC und WBC sicher differenziert und gezählt werden. Falsch hohe Leukozytenwerte aufgrund von Interferenzen mit NRBC können vermieden werden und durch eine NRBC-Zählung in extrem niedrigen Konzentrationen eröffnen sich neue diagnostische Möglichkeiten, die besonders Hoch-Risikopatienten zugutekommen.
Weiterführende Literatur
Hier finden Sie weiterführende Literatur und ausgesuchte Fallbeispiele zum Thema NRBC:
Artikel Abstract: Klinische Bedeutung der NRBC Zählung bei Intensivpatienten
Die klinische Relevanz der Bestimmung von NRBC im kleinen Blutbild durch die XN-Serie
Der Fall des Halbjahres: Erythroblasten im peripheren Blut als Zeichen eines gesteigerten Mortalitätsrisikos
Der Fall des Halbjahres: Thalassämie
Der Fall des Halbjahres: Der XE-2100 mit IG-Master in Kombination mit IMI und NRBC für eine frühe Detektion der neonatalen bakteriellen Infektion
Die Detektion einer mikroangiopathischen hämolytischen Anämie (MAHA) mit Hilfe automatisierter Blutbildparameter des XE-5000