Management von Infektionen
Diagnostik von Infektionen ist komplex, dennoch ist häufig schnelles Handeln gefragt.
In dieser Situation kann ein Hämatologie-Routine-System schnell und spezifisch Einblicke in das Immunsystem geben. Dies lässt wichtige Rückschlüsse auf die Art des Erregers und das Stadium der Infektion zu.
Extended Inflammation Parameter (EIP)
Die diagnostischen Extended Inflammation Parameter (EIP) der XN-Serie unterstützen die Differenzierung verschiedener Arten der Immunantwort: angeborene, erworbene, zelluläre oder humorale Immunantwort. Sie ermöglichen es, aus dem automatisierten Differentialblutbild messbare Informationen über die Aktivität der einzelnen Zelllinien zu erhalten, zusätzlich zu den bekannten Informationen wie Größe, Granularität und Side-Fluoreszenz der Zellen. In weniger als einer Minute quantifizieren und charakterisieren sie den Aktivierungsstatus der Leukozyten-Subpopulationen.
EIP – UNTERSTÜTZEN DIE ABGRENZUNG BAKTERIELLER UND VIRALER INFEKTE
Die Interpretation der Extended Inflammation Parameter ermöglicht Aussagen zur Differenzierung pathogener Ursachen von Infektionen, z.B. Unterscheidung bakterielle vs. virale. Je nach Art des infektiven Pathogen werden unterschiedliche Zellpopulationen aktiviert. Während bei einer bakteriellen Infektion hauptanteilig die Aktivität der Neutrophilen Granulozyten gesteigert ist, sind bei viralen Infekten eine Erhöhung der Lymphozyten mit reaktiven und Antikörper-synthetisierenden Populationen zu finden.
EIP – UNTERSTÜTZEN DIE SEPSIS-DIAGNOSTIK
Der Parameter NEUT-RI hat in diversen Studien seine Qualität für das Erkennen von bakteriellen Infektionen/Sepsis bewiesen. Der Referenzbereich von NEUT-RI liegt zwischen 39,8 und 51 Fluoreszenzeinheiten. Während Park et al. 20151 bereits bei einem Cut-Off von 51,6 FI gesunde von septischen Patienten mit einer AUC von 0,909 unterscheiden konnte, zeigte Urrechaga et al. 20182 mit einem Cut-Off von 54 FI die sensitive und spezifische Diskriminierung von septischen Patienten und Patienten mit nicht systemischen Infektionen auf der Intensivstation.
Auch unreife Granulozyten (IG) werden in einer Vielzahl von Publikationen als bedeutender Parameter in der Sepsis Diagnostik beschrieben. Roehrl et al. 20113 untersuchte den IG-Wert im ambulanten Bereich. Seine Daten zeigen, dass ein IG-Wert unter 0,2 % eine Sepsis nahezu auszuschließt. Diverse Publikationen bei Patienten der Intensivstation beschreiben, dass IG den Schweregrad der Infektion beurteilen lässt und wertvolle Hinweise zur Unterscheidung von septischen und SIRS Patienten geben kann (s. Literatur Infektionsdiagnostik).
Parameter aus dem CBC plus RET
Der Parameter Delta-He aus dem Retikulozyten Kanal spielt bei allen entzündlichen Vorgängen eine wesentliche Rolle und kann die Aussagen der Extended Inflammation Parameter unterstützen. Als Reaktion der Akuten-Phase wird Hepcidin in der Leber synthetisiert. Dies führt zu einer Sequestrierung des Eisens und verringert die Eisenverfügbarkeit für die Hämoglobinsynthese. Delta-He reagiert folglich bei einer systemischen bakteriellen Infektion sehr schnell und sinkt in den negativen Bereich. Ebenso schnell steigt es bei erfolgreicher Therapie wieder an. Delta-He bietet sich somit zur Ergänzung der klassischen Parameter CRP (C-reaktives Protein) oder PCT (Procalcitonin) bei Verdacht auf Sepsis an Hoffmann C. et al. 20154.
Literaturangabe:
(1) Park et al. 2015
(2) Urrechaga et al. 2018
(3) Roehrl et al. 2011
(4) Hoffmann C. et al. 2015
EIP – UNTERSTÜTZEN DIE EINSCHÄTZUNG DER KRANKHEITSVERLÄUFE VON COVID-19 PATIENTEN
In einer laufenden Multicenter Studie über 3 Länder und 10 Krankenhäuser werden die Extended Inflammation Parameter über den möglichen Nutzen bei SARS-COV-2 Patienten untersucht. Es gibt erste Hinweise, dass die EIP einen Ausblick über die Schwere der Infektion geben können. Die Veröffentlichung wird in Kürze erwartet. Erste Fallbeispiele zeigen, dass den Extended Inflammation Parametern AS-LYMP und RE-LYMP eine wichtige Rolle zugeordnet werden könnte. Auch die Neutrophilen Aktivierung liefert wichtige Signale bei der Beurteilung von Infektionen. Ein Anstieg des Parameters NEUT-RI könnte bei viralen Infekten auf eine bakterielle Koinfektion hinweisen.
Aktuelle Veröffentlichungen von COVID-19 Erkrankten beschreiben, dass Parameter aus dem Differentialblutbild, wie z.B. die Veränderung Leukozytenzahlen und der Lymphozytenzahlen in Zusammenhang mit der Schwere der Infektion und dem Krankheitsverlauf stehen.